Götze wollte gerade im Tunnel Richtung Umkleidekabine verschwinden, da spielte die Stadionregie noch einmal die Highlights der vorangegangenen 90 Minuten ein. Götze hielt inne, schaute hoch zur Videoleinwand und stellte - wahrscheinlich nicht allzu überrascht – fest, dass er in nahezu jeder dieser Szenen auftauchte. Also zog er sich eine dicke Winterjacke über, betrachtete in aller Ruhe seine drei Vorlagen und seinen Treffer zum 2:0 und versteckte sein zufriedenes, manchmal sogar ein wenig ungläubiges Lächeln hinter dem hohen Kragen der Jacke.
Daran, dass sich auch Götze darüber im Klaren war, dass er im Amsterdamer Stadion Fußball vom Allerfeinsten gezeigt hatte, konnte kein Zweifel bestehen. Knapp 15 Minuten später, als er frisch geduscht vor die wartenden Journalisten trat, die den Star des Abends ein paar knackige Zitate entlocken wollten, da gab er sich betont bescheiden. „Wir haben als Mannschaft sehr, sehr gut gespielt“, gab der 20-Jährige zu Protokoll.
Das stimmte freilich, denn gegen die insgesamt harmlosen, aber doch sehr engagierten Gastgeber, war eine konzentrierte Leistung aller Beteiligten notwendig, um am Ende einen derart deutlichen Erfolg beim niederländischen Meister zu feiern. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass Götze aus einer insgesamt überzeugenden Elf an diesem Abend herausragte. Trainer Jürgen Klopp bezeichnete Götzes Auftritt als „außergewöhnlich“, schob aber direkt eine Relativierung hinterher, die eigentlich das viel größere Lob darstellte: „Es war seinen Fähigkeiten entsprechend.
Rückschläge als Lernphase
Von welcher Qualität diese sind, ist unbestritten. Längst kommt es einer Untertreibung gleich, betitelt man Götze als „Zauberlehrling“. Er ist ein richtiger Zauberer, mit einer Palette von hervorragenden Tricks. Dass er in den letzten Wochen und Monaten von kaum einer gegnerischen Verteidigung zu halten ist, war noch im Sommer nicht unbedingt zu erwarten, als er in der Vorbereitung mit diversen Problemen kämpfte. „Ich bin einfach froh, dass ich wieder gesund bin und mich fit fühle“, sagte Götze, der die Zeit der vielen Rückschläge eine „wichtige Phase für mich“ nennt.
Die beginnt nun auch in der Meisterschaft. Bis zur Winterpause soll der Abstand nach hinten vergrößert und der nach oben bestenfalls verringert werden. Es ist gut vorstellbar, dass Mario Götze dafür den passenden Zauber kennt.